Nach dem Extremjahr 2003 was Sonne, Niederschlag und Temperaturen anbelangt, reihte sich 2004 wieder als relativ durchschnittliches Jahr ein. Dennoch konnten im Kamenzer Raum auch neue Rekorde festgehalten werden. Bemerkenswert war das Auftreten von Tornados in der Region- so am 05.05. in Kreinitz bei Zeithain und am 10. Mai in Tauscha bei Königsbrück sowie ansatzweise in Lückersdorf an der Station ( Infos im Web www.tornadoliste.de ). Außerdem blieben viele Bäume wie Birke, Kirsche, Apfelbaum bis Ende November, teilweise sogar bis Mitte Dezember grün -ein zuvor noch nicht beobachtetes Phänomen!
Mit 9.2°C erreichte die mittlere Jahrestemperatur ähnlich wie 2003 einen Wärmeüberschuss von 0.5 Kelvin, liegt damit aber weit entfernt vom Rekord 2000 als 10.4°C gemessen wurden. Das Jahr war insgesamt - ganz im Gegensatz zum kontinental bestimmten Klima 2003- recht häufig von atlantischen und damit gemäßigten Luftmassen geprägt. Ausgedehnte sommerliche Hitzewellen fanden nicht statt. Lediglich Mitte Juli und in der ersten Augusthälfte traten Temperaturen um 30°C auf, im August auch in Begleitung von viel Sonnenschein. Das Maximum von 31.3°C blieb am 20.07. allerdings moderat und mit 5 heißen Tagen in diesem Sommer, wurde das Soll nicht erreicht.
Die tiefste Temperatur des Jahres wurde am 22.01. mit -17.4°C gemessen, über der Schneedecke auch knapp -25°C. Neue Temperaturrekorde konnten Anfang Februar registriert werden. Mit 13 bis 16°C lagen an einigen Tagen die Mittelwerte im Bereich der für Mitte Mai üblichen.
Der Niederschlag bewegte sich 2004 in Kamenz im Rahmen der Mittelwerte. Das Defizit von 2003 konnte somit nicht ausgeglichen werden. Mit 700 mm fehlten etwa 20 mm zur hundertprozentigen Sollerfüllung. Sommerliche Gewitterlagen hatten aber erhebliche regionale Unterschiede zur Folge. Ende Januar erreichte bei ergiebigen Schneefällen die Schneedecke mit 36 cm ihren Höchstwert seit den 80er Jahren.
Nass waren der Januar, Februar, Mai und ganz besonders der November, der mit 122 mm einen neuen Rekord seit Beginn von Messungen vor über 55 Jahren aufstellte. Prozentual hat er damit zu Jahresende noch kräftig zur Sollerfüllung beigetragen. Sehr trocken - mit gerade einmal 17 mm- fiel der April aus, aber auch Juni, August, Oktober und Dezember bewegten sich fernab der zu erwartenden Durchschnittswerte. Trockenperioden gab es Mitte April, Anfang August, Anfang September, Anfang Dezember.
Die Sonne schien etwas häufiger als üblich-knapp 1.700 Stunden. Sehr sonnig waren der April, Juli und August, September, Oktober, der November dagegen schaffte es nur auf rund 20 Stunden.
Beim Wind verschonten uns größere Stürme, stürmische Phasen traten vor allem im Januar, Februar, und teilweise im November, Dezember auf. Die höchste Windspitze wurde direkt an der Messstation aber durch einen Tornadoansatz am Abend des 10. Mai gemessen. Hier erreichte durch Sogwirkung die Böe aus Nord 108 km/h was Windstärke 11 entspricht. Die winterlichen Windspitzen lagen meist bei 80 bis 90 km/h.
Verlauf:
Januar:
-1.5 °C (-1.0 K), 91 mm (+39 mm), 50 Std. (+/-0Std.)
Zu kalt, sehr nass, windig, sonnenscheinnormal
Die erste und dritte Dekade zeigten sich insgesamt winterlich, wobei die dritte Dekade mit viel Schnee auffiel und die Westlausitz zeitweise in ein Wintermärchen verzauberte. Am 5.,6. und 22. wurden strenge Nachtfröste von unter -15°C gemessen. Auch Skisport war endlich in unserer Region möglich, nachdem der Winter zuvor sehr mit den Schneehöhen geizte. Besonders zum Monatsende drehte Petrus noch einmal richtig auf, die Schneedecke wuchs auf stattliche 36 cm am 30. mittags und hielt sich noch ein paar Stunden. Das ist die mächtigste Schneedecke seit über 17 Jahren gewesen. Auf unseren höher gelegenen Bergen, wie dem Schwedenstein, konnten sogar rund 45 cm gemessen werden. Am Monatsletzten ging es dann aber mit einer massiven Wetterumstellung, in Richtung Frühling, dem Schnee rasant an den Kragen und der Monat klang mit +8°C schon sehr mild aus.
Februar:
2.3°C (+2.1 K), 53 mm (+9 mm), 61 Std. (-10 Std.)
Vor allem in der ersten Monatshälfte sehr abwechslungsreich, zu mild und nass. Extrem milde Witterung trat in der 1. Dekade auf. Gleich reihenweise wurden Rekorde bei den nächtlichen Minima aufgestellt. Vom 4. bis zum 7. vormittags wurden nicht einmal 10°C unterschritten. Am 4. betrug das 24stündige Minimum gar nur 12°C, das erinnert an manche Frühsommernacht. Entsprechend hoch waren auch die Tagesmittel mit gut 13°C- ebenfalls rekordverdächtig. Der Höhepunkt dieser Wärmeperiode wurde am 6. (interessanterweise gegen Mitternacht) dank Föhn vom Erzgebirgskamm mit 15.7°C erreicht. Die dafür verantwortliche Südwestströmung brach in der Folge zusammen und von da an ging es zurück in den Winter. Bereits am 8. und 9. gingen bei 0°C wieder Schnee- und Graupelschauer teils von Blitz und Donner begeleitet, nieder. Am 12. trat strenger Frost von -13°C auf und hier und da war bei 12 cm in tieferen, bis 20cm in höheren Lagen sogar Wintersport möglich..
Das nass-kalte Wetter setzte sich bis zum Monatsende fort.
März:
4.5°C (+0.6 K), 46 mm (-5 mm), 157 Std. (+48 Std.)
Insgesamt etwas zu mild, trocken und sehr sonnig. In der 1. Dekade häufig Niederschläge, meist als Schnee und deutlich zu kalt. Vom 15. bis 18. unter Hochdruckeinfluss trocken und sehr frühlingshaft mit bis zu 20°C. Dann aufziehendes Sturmtief mit 102 km/h Böe am 21. und nachfolgendem Temperatursturz.
April:
9.7°C (+ 2.0 K), 17 mm (- 36 mm), 247 Std. ( +103 Std.)
Der April zeigte sich erheblich zu trocken und sonnenscheinreich und auch wärmer als gewöhnlich.
Sonniger, aber windiger Start bei 10 bis 17°C. Vom 12. bis 22. kaum Niederschlag und zeitweise sonnig. Am 21./22. bei viel Sonne erstmals über 20°C.
Mai:
12.0°C (- 1.0 K), 70 mm (+ 8 mm), 173 Std. (-27 Std.)
erstmals seit 1996 wieder zu kalt. Es trat sogar an einem Tag Bodenfrost auf und es wurde ein Maximum von nur 23.0°C als Höchstwert am Monatsende erreicht, d.h. es gab noch nicht einmal einen Sommertag (ab 25°C), letzmaliges Auftreten bei uns 1991. Spektakulär war der Kaltlufteinbruch vom 22. bis 24., selbst hier im Flachland traten winterliche Graupelschauer auf, am Morgen bei sogar nur 2.7 °C. Schneeflocken verirrten sich bis auf 400m herab, im Erzgebirge wurde es winterlich weiß. Mit 9.4°C als Höchstwert am 23. wurden die bisherigen Negativrekorde nur knapp verfehlt. Am meisten Regen prasselte am 10. bei einem Gewitter in Kamenz herunter, ganze 18.7 mm. Dabei trat an diesem Abend gleich zwei Mal Hagel auf, auch am 6. gab es Hagelschlag. Mit 6 Gewittertagen war der Mai recht gewitteraktiv. In deren Verbindung traten aber weitere markante Wettererscheinungen auf. So konnte am 5. bei Zeithain in Kreinitz ein Tornado beobachtet und sogar fotografiert werden. Am 10. gab es dann bei den heftigen Gewittern auch in Tauscha bei Königsbrück einen recht heftigen Tornado. Auch in Lückersdorf direkt an der Station bildete sich eine tornadoähnliche Erscheinung. 20:45 mit Beginn eines Hagelgewitters wurde eine Böe von 108 km/h, das ist orkanartiger Sturm, gemessen. Etwas nördlich der Station wurden dabei noch höhere Geschwindigkeiten gemessen, und einzelne Bäume geköpft.
Juni:
15.9°C (-0.1 K), 58 mm (-15 mm), 162 Std. (-35 Std.)
In Kamenz durchschnittlicher, etwas zu trockener und wenig spektakulärer Monat. Kaum Badewetter, sommerliche Temperaturen nur vom 7. bis 11. bei rund 25°C. Am 17. bei Gewitter 14 mm Niederschlag. Am 23. verschont uns eine Unwetterlage. Eine sogenannte Superzelle (langlebige, rotierende Gewitterzelle mit Hagel) zog abends über Großenhain und unseren nördlichen Teil des Landkreises. In Sachsen-Anhalt zerstört ein Tornado 2 Dörfer.
Juli:
17.8°C (-0.3 K), 67 mm (-19 mm), 232 Std. (+32 Std.)
Normaler Sommermonat, in der 2. Monatshälfte zunehmend auch sommerlich warm. Am 8. kräftiges Nachtgewitter. Vom 18. bis 21. unter Tiefdruckeinfluss schwül, teils um 30°C, aber örtlich kräftige Gewitter mit Böen in Kamenz von 87 km/h. Kamenz wurden aber verschont. Richtung Freiberg z.T. dreifache Niederschlagsmengen.Im Westen Deutschlands traten erneut Tornados mit hohen Schäden auf.
August:
19.3°C (+1.6 K), 41 mm (-33 mm), 220 Std. (+25 Std.)
Angenehmer und zeitweise sehr sonniger und trockener Sommermonat. Vom 1. bis 11. kein Niederschlag, täglich viel Sonne und das bei hochsommerlichen 25 bis 30°C. Bis zum 19. etwas unbeständiger aber weiter sommerlich warm. Danach nur noch um 20°C.
September:
14.2°C (+0.5 K), 51 mm (-5 mm), 186 Std. (+41 Std.)
In der 1. Dekade Rückkehr des Spätsommers mit über 25°C. Dabei viel Sonne und kein Niederschlag. Am 9. allerdings erster Bodenfrost. Die 2. Dekade ist mit Ausnahme des 11. (12mm) weiter relativ trocken und recht mild. In der 3. Dekade mischen ehemalige Hurrikans in der Wetterküche mit und läuten den Herbst ein. Am 20. Böen von 78 km/h. Später deutlich kühler und wechselhafter.
Oktober:
10.4°C (+1.0 K), 39 mm (-12 mm), 130 Std. (+11 Std.)
Der Oktober zeigte sich relativ oft von seiner schönen Seite. Während die 1. Dekade normaltemperiert ausfiel, fuhr Petrus dann in der 2. und 3. Dekade Achterahn. Erste Fröste und tiefe Tagestemperaturen ließen die 2. Dekade um 2.7 K zu kalt, Warmluft mit Temperaturen bis 22°C die 3. Dekade um 5 K ! zu warm ausfallen. Entsprechend der milden Witterung zum Monatsende hin, setzte der Laubfall auch später als gewöhnlich ein. Da der September nicht allzu trocken ausfiel, konnte im Oktober endlich ein verstärktes Pilzwachstum registriert werden.
November:
4.3°C (+0.2 K), 122 mm (+66 mm), 18 Std. (-39 Std.)
Der November bescherte uns einen neuen Niederschlagsrekord seit über 55 Jahren. Mit 122 mm fiel mehr als das Doppelte an Nass vom Himmel als gewöhnlich.
Fast den ganzen Monat beherrschten uns Tiefdruckgebiete, die aus Westen und Nordwesten heranzogen. Die Temperatur wies kaum Schwankungen auf. Ersten Schnee gab es am 9. in höheren Lagen. Am 18. traten in einer stürmischen Westströmung schwere Sturmböen von 89 km/h auf. Ein sogenannter Schnellläufer (Orkantief Quimburga) zog nachts darauf genau über Dresden mit Windstille weiter nach Osten. Dahinter kehrte schnell der Winter ein und ließ eine 9 cm Schneedecke entstehen (bis zum 22. auf 12 cm anwachsend). Mittags verwüstete dann über 60.000 ha Wald in der Hohen Tatra. Mit 27 mm fiel der höchste Jahreswert des Niederschlages. Noch nie blieben so lange Blätter an den Bäumen wie dieses Jahr. Birken, Apfelbäume und sogar Kirschbäume waren teilweise noch grün und dicht belaubt-die Ursache sind wohl der noch fehlende größere Frost sowie die Nachschäden der Dürre 2003.
Dezember:
1.4°C (+ 0.6 K), 45 mm (-20 mm), 56 Std. (+ 14 Std.)
Die Westwetterlage brach vorrübergehend zusammen. Ein kräftiges Hoch legte sich über Mitteleuropa. Während die hohen Gipfel des Erz-/Riesengebirges aus dem Nebelmeer herausragten und Milde+Schnee für ideale Wintersportbedingungen sorgten, blieb es hier unten oft grau, kühl und trist. Erst am 11. und 12. mit Südwind riss die Hochnebeldecke auf uns bescherte uns sonnige Momente. Dafür trat jetzt nachts verstärkt leichter bis mäßiger Frost auf. Erst jetzt fallen die allerletzten Blätter von den Bäumen ! Ab dem 16. setzt esich die nördlich angesetzte und neu formierte Westlage wieder durch und brachte häufige Niederschläge, die teils als Schnee, teils als Regen fielen. Dabei bildete sich noch eine dünne Schneedecke und Glätte. Um den 20. nochmals kurzer Hochdruckeinfluss, am 22. mit -6.5°C, über der Schneedecke fast -11°C nochmals relativ kalt, dann zu Weihnachten aber stürmisch und mild mit dem Höchstwert von 9°C am 25. .Am 26. brachte ein Tief mit 17 mm ergiebige Niederschläge, die abends in Schnee übergingen und am 27. mit 10 cm Neuschnee die Landschaft in Weiß verzauberte. Diese verschwand bis Jahresende wieder.
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