Das Wetter im Jahr 2006 in Kamenz




2006 - ein Jahr der Extreme- zu warm, trocken, schneereich, heiß

Das Jahr 2006 geht als Jahr der Extreme in die Statistik ein. Kaum ein anderes Jahr war derart gegensätzlich und ungewöhnlich. Vom tiefsten Winter mit Schneerekorden und grimmiger Kälte bis hin zum Jahrhundert-Juli- dem wärmsten jemals gemessenen Monat, über ein extrem warmes 2. Halbjahr mit weiterem Wärmerekord-September und sogar -Herbst.
Insgesamt war das Jahr mit 9.7°C um 1.0 K zu mild. Das Jahr 2000 (10.4°C)bleibt aber weiter unangefochten auf Platz 1. Den 1. Rang verhinderten die zu kalten Monate Januar bis März und der August.
Der heißeste Tag des Jahr war der 20.07. mit 36.6°C im Schatten. An 22 Tagen wurden 30°C erreicht und überschritten, auch 63 Sommertage stellen einen deutlichen Überschuss dar. Dem gegenüber stehen auch 31 Tage mit Höchsttemperaturen unter 0°C und 90 Tagen mit einem Minimum unter 0°C. Hier wurde das Soll also auch erreicht. Dabei traten alle Eistage im letzten Winter auf. Am tiefsten sanken die Temperaturen am 23.01. (-19.6°C), aber auch Anfang Februar traten mehrfach Fröste unter -15°C auf. Die Spanne der Monatsmittel reichte von -4.0°C im Januar bis zum jemals höchstgemessenen Monatswert von 22.9°C im Juli. Extrem auch, dass der September um 1.2 K wärmer als sein Vorgängermonat war. Kein Wunder, dass im Rekordherbst auch erst Ende November, also 1 Monat später als üblich, der Laubfall einsetzte.
Niederschlagsmäßig hatte die Natur besonders während der wichtigen Vegetationsperiode ( April-Oktober) zu leiden.Während Gewitterniederschläge sich in den Westlausitzer Bergen zwischen Elstra und Pulsnitz ab und zu ausschütteten (27.06. 50 bis 70 mm ), hatte die Kreisstadt und die nördlichen Gebiete da kein Glück. So schlugen der April mit 29 mm (Soll 53 mm), der Mai 56 mm (63), der Juni 29 mm (73) bereits äußerst trocken zu Buche. Der Jahrhundert-Juli mit seinem Sonnen- und Hitzerekord legte auch gleich noch ein Niederschlags-Negativ-Rekord drauf. Enorme Verdunstungsraten und ein noch nie so trockener Juli mit gerade einmal 6 mm Gesamtmenge (von 86 !) führten im Laufe des Monats zu erheblichen Dürreschäden. So vertrockneten auf dem Hutberg beispielsweise Azaleen, selbst die Buchen und Eichen nahmen Schaden. Birken sind teilweise gleich abgestorben. Die Langzeitschäden werden sich nun erst im neuen Jahr zeigen. Eventuell ziehen sich bisher heimische Gewächse nun erstmals langsam zurück. Der kühle, sonnenscheinarme August brachte dann Entspannung, doch der trockene September setzte der Vegetation erneut zu.


Verlauf:

Monatsübersichten:


Januar:
Der Januar zeigte sich bei einem Mittel von -4°C deutlich zu kalt. An 19 Tagen blieb es auch tags unter 0°C, an allen Tagen trat Frost auf. Des Weiteren war im gesamten Monat eine Schneedecke festzustellen, am 19. bis 15 cm. 31 mm Niederschlag waren deutlich zu wenig und er beschränkte sich auf den 17. - 22. Die Sonne schien 100 Std. - doppelt so lang wie sie sollte. Sehr kalt war die 3. Dekade, am 23. am kältesten (-19.6°C) in den Morgenstunden, mittags gerade mal -13°C. Dabei erreichte der Luftdruck über 1048 hPa.
Februar:
Auch der Februar war zu kalt bei -1.6°C im Mittel. Es traten noch 8 Eis- und 24 Luftfrosttage auf. Mit 61 mm war er zu nass und 45 Std. sehr sonnenscheinarm. Zum Monatsanfang kam es nochmals zur Frostverschärfung, -19°C wurden in 2 Metern Höhe gemessen, am Boden über der Schneedecke sogar -25°C. Dabei drang der Frost noch tiefer in den Boden ein, am 7. folgte ergiebiger Schnee (16 cm Schneedecke, in den Bergen über 20) später Regen. Dabei kam es zu oberirdischem Abfluss mit größerem Hochwasser. Vor allem bei Hoyerswerda uferte die Elster massiv aus. Rasch folgte aber wieder Schnee, so dass erneut 20cm Neuschneedecke gemessen werden konnten und der Winter so seinen Fortgang nahm. Tags über 0°C knabberten die Schneedecke aber an und am 17. war sie in den unteren Lagen verschwunden. Zum Monatsende setzte erneut Kahlfrost ein.
März:
Der März war ein Monat der Gegensätze. Mit 1°C war er 3 K zu kalt und mit 85 mm deutlich zu nass, aber 100 Sonnenstunden nur etwas zu sonnenscheinarm. In den ersten beiden Dekaden trat immer wieder Frost auf, teils nochmals streng. Dabei kam es ab 10. zu erheblichen Schneefällen, am 12. konnte mit 43 cm und fast 60cm auf über 350 m Höhe ein neuer Rekord der letzten Jahrzehnte vermeldet werden. Bis zum 23. sackte sie langsam auf 25 cm zusammen. Dann noch mit viel Sonne gemischt, machte der Winter einen ehrwürdigen Abgang. Extreme Milderung ließ uns klanglos in den Frühling springen, am 27. herrschte bei 18°C schon T-Shirt-Wetter. Am 25. und 26. trat dabei wieder starkes Hochwasser auf.
April:
Eher unauffälliger Frühlingsmonat. Mit 8.6°C 1 K zu mild, mit 29 mm Regen zu trocken und 131 Std. etwas weniger sonnig als üblich. Zum Monatsende wurde es mit 23°C angenehm warm und die Baumblüte kam langsam in Gang.
Mai:
Der Wonnemonat hielt sich gut an die Norm. Mit 13°C temperaturnormal, 56 mm etwas zu trocken, 198 Std. recht sonnenscheinnormal. 26°C am 22. - der wärmste Tag, an 2 Tagen trat noch Bodenfrost auf. Sturmtiefs brachten am 19. und 20. hohe Windspitzen von 88 bzw. 86 km/h. Am 20. überzog uns dabei eine aktive Kaltfront, an der 3 Tornados von Kamenz/Schiedel über Weißig bis Hoyerswerda ausgelöst wurden und weiter nach ONO zogen. Dabei traten größere Schäden auf.
Juni:
Der Juni wurde mit 17.2°C schon über 1 K zu warm, mit 29 mm erheblich zu trocken und 239 Std. schon sehr sonnenscheinreich. Dabei startete er mit 3 Bodenfrosttagen kalt wie noch nie in der jüngeren Geschichte, teils bis -3°C in 5cm. Mit dem WM-Auftakt wandelte sich auch das Sommerbild. Viel Sonne und sommerliche Wärme mit 4 Tagen von über 30°C und 14 Sommertagen waren der Startschuss für den Rekordsommer, der uns lange in Erinnerung bleiben wird. Am 27. kam es im Süden des Landkreises noch zu schweren Gewittern. Von 19 bis 21 Uhr fielen dabei zwischen Elstra und Großröhrsdorf 45 bis über 70 mm Regen. Dort Hochwasser, während der Nordkreis in die Dürreperiode schlitterte.
Juli:
Der Juli sprengt alles was bisher in Deutschland registriert wurde. Mit 22.9°C ergaben sich satte 4.8 K Abweichung. Noch nie war ein Monat so heiß. Es gab 30 Sommertage und 18 heiße Tage was einer Überschreitung von 15 solcher Tage bedeutete. Mit 6 mm fehlten 80 mm Niederschlag !!! Außerdem prasselte die Sonne 133 Stunden mehr als üblich - also 333 Std. vom Himmel. Die Folge war vor allem in der 2. und 3. Dekade die Versteppung der Wiesen und Felder, später auch das Vertrocknen und Verwelken größerer Baumbestände, mit Langzeitfolgen.
August:
Neuer Monat neues Wetter- Mit 16.4°C über 1 K zu kalt, 103 mm Regen endlich zu nass und mit nur 108 Sonnenstunden sehr sonnenscheinarm. Nur an 4 Tagen wurden 25°C und mehr gemessen. Die Natur erwachte wie in der Wüste nach dem lang ersehnten Regen und wenigstens die Wiesen glänzten mit sattem Grün.
September:
Sommer und Dürre kehrten zurück. Mit 17.6°C wurde der erste Herbstmonat stolze 4 K zu mild und stellte damit neuen Rekord noch vor 1999 auf. Es traten noch 13 und damit 10 mehr Sommertage als üblich auf. Mit 10 mm Monatsmenge gab es neuerlich 45 mm Defizit. Das Gras begann erneut zu vertrocknen. Trotz sinkenden Sonnenstandes verwöhnte uns mit 225 Std. die Sonne doppelt so häufig wie im August. Fast ausschließlich herrschten südliche Wetterlagen vor.
Oktober:
Der Oktober wurde bei 11.5°C im Mittel ebenfalls über 2.5 K zu warm. Mit 61 mm fiel zum Glück wieder etwas mehr Niederschlag als üblich. Die Sonne hielt sich mit 118 Std. an die Norm. Insgesamt dominierten auch hier die Südwestlagen und so wurden an 5 Tagen noch 20°C erreicht. Der ganze Monat machte eher spätsommerlichen als herbstlichen Eindruck. Erst zum Monatsende erste leichte Fröste. Grün statt gelb und bunt belaubt ging es in den November.
November:
Mittelwert 7.3°C - es war auch der letzte Herbstmonat über 3K zu warm. Damit ging der wärmste jemals registrierte Herbst zu Ende. Kein Wunder, dass das Laub erst in der letzten Dekade anfing sich zu verfärben und abzufallen. Mit 57 mm war es niederschlagsnormal und 67 Std. wieder etwas sonniger. Zum Monatsbeginn kam es zu einem Kaltlufteinbruch und Sturmböen bis 96 km/h und ersten Schneefällen. Am 2. dabei bis 3 cm Neuschnee, was auf den grün belaubten Bäumen etwas bizarr aussah. Doch rasch folgte die altbekannte eingefahrene Südwestlage, so dass 2. und 3. Dekade erneut 5 K Wärmeüberschuss aufwiesen.
Dezember:
Und auch der 1. Wintermonat wartete mit extremer Milde auf. Mit 4.9°C gab es erneut ungewöhnliche Abweichungen von 4 K über dem vieljährigen Mittelwert. Bei 45 mm Gesamtniederschlag trat ein Defizit von 20 mm auf, die Sonne schob 30 Überstunden und brachte es bis Silvester auf 73 Stunden . Der Monat startete extrem mild (1. Dekade über 6 K zu mild) und zeitweise trat Regen auf. Ab dem 17. wurde es zunehmend kühler. Ein mächtiges Hoch lag über den Britischen Inseln und führte Hochnebelluft von der Nordsee zu uns. Während die Sonne ja längst ihr Monatssoll rein hatte, mussten wir vom 18. bis 25. komplett auf sie verzichten. Sie hatten unter dem Hochnebelgrau keine Chance durchzukommen. Am 2. Weihnachtsfeiertag dann die Erlösung. Am 28. kam es dann zu Schneefällen bis 5 cm, doch dieser verschwand rasch und der Start ins neue Jahr war sehr mild und windig.





Jens Tischer
Wetterstation Kamenz


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