Das Wetter im Jahr 2007 in Kamenz




2007 – sehr warm, nass, gewitter- aber auch sonnenscheinreich !

Das Jahr 2007 zeigte sich sehr abwechslungsreich. Unvergessen der schwere Orkan Kyrill gleich Mitte Januar, der ohnehin extrem warme Winter über den trockensten, sonnenscheinreichsten, wärmsten April aller Zeiten, die sehr gewitterreichen Sommermonate mit seinen Unwettern an Pfingsten. Erst in der 2. Jahreshälfte gingen die Temperaturmittel auf Normalmaß oder darunter zurück, so dass die Serie der extrem milden Monate im August unterbrochen wurde. Überhaupt verlief das Wettergeschehen ab September dann eher ruhig.
Mit 10.2°C Jahresmittel der Lufttemperatur reiht sich 2007 hinter 2000 zu den wärmsten Jahren seit Beginn der Klimamessung ein ! Besonders die erste Jahreshälfte hatte enorme Überschüsse aufzuweisen.
Einen Hitzerekord für Juli gab es am 16. des Monats mit 36.8°C während einer kurzen Hitzewelle. Den Jahrestiefstwert von -14°C gab es Ende Januar nach einer klaren Nacht und einer vorhandenen Schneedecke. Nur an 11 Tagen (Soll 25) trat ein Maximum der Temperatur von unter 0°C auf (Eistage). Der Winter 2006/2007 war ohnehin der mildeste seit Messbeginn und hatte im Januar und Februar lediglich 4 Eistage (Maximum <0°C) aufzuweisen. Frosttage (Minimum unter 0°C) waren mit 62 an der Zahl ebenfalls weit vom Mittelwert entfernt.
Im Jahr 2007 fiel mit 831 mm reichlich Niederschlag. Dabei gab es große monatliche Unterschiede. Nass waren der Januar, Mai bis Juli, der September und November, rekordtrocken dagegen der April, aber auch August, Oktober und Dezember schafften das soll nicht ganz. Unwetter zu Pfingsten brachten enorme Unterschiede auf kleinem Raum. So wurde der Raum Pulsnitz-Radeberg von mehreren Hagelgewittern und Überschwemmungen heimgesucht. Dort fielen im ganzen Mai teils über 200mm. Entsprechend sind dort auch Jahresmengen von teilweise über 1000 mm auf getreten. An 42 Tagen –ungewöhnlich oft- traten im Kamenzer Umfeld Gewitter auf.
Die Sonne leistete 2007 dennoch Überstunden. Mit rund 1730 Stunden war sie etwa 200 Stunden fleißiger als üblich. Orkanböen verursachte Kyrill mit 124 km/h, sogar 4 Minutenwerte lagen über der Orkanschwelle von 118 km/h.

Verlauf:

Monatsübersichten:


Januar:
Der Januar 2007 hat mit 4.9°C und einer Abeichungen von sagenhaften 5.4 K den 1975er vom Thron gestürzt. Damit war es noch NIE in einem Januar so mild wie dieses Jahr. Entsprechend verhielt sich die Natur, vielerorts blühte Löwenzahn, selbst das Gras wuchs, die Schneeglöckchen- und Haselnussblüte setzte ein, sogar Weidenkätzchen kamen hervor…eigentlich typisch für Ende März. Nur der tiefe Sonnenstand und das damit astronomisch bedingte geringe Lichtangebot verhinderte ein größeres Voranschreiten der Vegetation.
Niederschlag fiel ausgesprochen viel. Mit 101 mm kam fast das Doppelte der üblichen Menge vom Himmel, was der Natur sehr zu Gute kam. Immerhin konnten am 25. noch bis zu 17 cm Neuschnee in diesem frühlingshaftem Wintermonat gemessen werden. Kyrill brachte es auf mehrere Orkanböen und lag in der Spitze bei 124 km/h. An seiner Kaltfront mit Gewitter und Hagel trat zwischen Elsterwerda und Schwarzheide, sogar ein Tornado auf, der mit Spitzen >200 km/h erhebliche Verwüstungen anrichtete. Aber auch sonst gab es vielerorts die größten Sturmschäden seit Jahrzehnten, vor allem in den Wäldern. Lancelot 3 Tage später erreichte nochmals Windstärke 10 mit 97 km/h.
Februar:
Mit 3.7°C fiel auch der letzte Wintermonat um stolze 3.5 K zu warm aus. Damit einher ging ein weiteres Voranschreiten in der Pflanzenwelt. Bis Monatsende blühten meist alle Frühlingsboten, selbst die Weidenkätzchen und Haselnussblüten waren ungewöhnlich weit. Auch Vögel und Tiere waren schon in Frühlingsstimmung und ihrer Zeit weit voraus. Mit 65 mm Niederschlag fiel auch dieser Monat nass aus, der Überschuss betrug 21 mm. Damit konnte der Boden weiter gut durchfeuchtet werden.
März:
6.5°C im Mittel und damit 2.6 K zu warm war auch der März. So verwundert es nicht, dass gerade mal an 2 Tagen eine hauchdünne Schneedecke anzutreffen war. Auch in den Gebirgen war weiterhin kein ordentlicher Wintersport möglich. 57 mm Niederschlag kamen bis zum Monatsende zusammen und entsprachen dem Mittel. Dennoch war in der letzten Dekade bereits ein deutlicher Trend zu Hochdruckwetter und Trockenheit zu erkennen, die sich im April fortsetzte. Die Sonne schob mit 155 schon fleißig Überstunden. Die Natur erwachte immer mehr und die Vegetation war über 3 Wochen voraus – so früh wie noch nie. So blühten schon vor Ostern alle Forsythien in strahlendem Gelb. Selbst Tulpen fingen zum Monatsende an zu blühen.
April:
Der April war mit 10.9°C um 3.2 K zu warm. Es fielen nur 0.1mm Regen, deutschlandweit der trockendste je registrierte Monat. 284 Sonnenstunden wurden gezählt, ebenfalls so viel wie noch nie in einem April. Statistisch hat ein solcher April in dieser Konstellation eine Wiederkehr von 800 Jahren.
Die Trockenheit durch das 5wöchige Hochdruckwetter machte vor allem der Landwirtschaft zu schaffen. Die meisten Saaten konnten nicht oder ungenügend keimen.
Mai:
Die Lufttemperatur lag mit 15.5 °C um stolze 2.5 K über dem üblichen Wert. Vor allem die letzte Dekade war hochsommerlich geprägt, zum Monatsanfang bestimmte dagegen vorübergehend frische Luft das Wetter mit Bodenfrösten. Heiß wurde es dagegen am 25. mit 31.1°C. Niederschlag fiel mit 96mm Summe im Mai auch hier reichlich, jedoch kam Kamenz vergleichsweise schlecht weg. Schauer und Gewitter mieden die Kreisstadt, während in anderen Teilen Wolkenbrüche und Gewitter niedergingen. So fielen um Radeberg über 200 (!) mm, auch in der Königsbrücker Heide und bei Cosel über 150 mm Niederschlag. Damit dort noch einmal doppelt so viel wie in Kamenz.
Am 11. überzog ein jahreszeituntypisches Sturmtief die Region und brachte Sturmböen von 80 bis 87 km/h. Immer wieder gab es Unwetterlagen. Am 22. im NW des Landkreises ergiebige Gewitterschauer, Pfingsten generell, Schwerpunkt 26. Radeberg mit Hagelschlag und bis 50 mm (Kamenz nur 2 mm). Am 27. im S und W des Landkreises dabei Überflutungen und größerer Hagel. Kamenz und östlich davon weniger betroffen. Am 28. abends Unwetter mit großen Überschwemmungen Radeberg-Pulsnitz, das weiter nach NW über Königsbrück Grüngräbchen zog.
Juni:
Das Mittel von 18.6°C lag wieder um beachtliche 2.6 K zu hoch. Besonders warm waren die 1. und 2. Dekade. Zur Freude der Vegetation ließ Petrus auch dieses Mal genug Nass vom Himmel fallen. Allerdings erneut recht unterschiedlich verteilt, da sehr oft Gewitter im Spiel waren- am 15. abends –einmal mehr im südlichen Landkreis um Pulsnitz herum. Die kräftigsten Gewitter erfassten dieses Mal auch die Kreisstadt, so am 15., 21. und 25. Bis zum Monatsende summierten sich die Regenmengen auf 96 mm in der Kreisstadt. Ein kräftiger Regenguss zog am 25. aus SW auf und brachte 16 Uhr 15 mm in 10. Am 26. folgte ein Sturmtief und die Windspitzen erreichten auch hier immerhin 76 km/h. Die Sonne hielt sich weitestgehend an die Norm und brachte es auf 218 Stunden. Die Natur setzte damit ihren Vorsprung fort. So waren bereits fast alle Süßkirscharten Mitte Juni reif, gegen Monatsende sogar erste Sauerkirschen.
Juli:
Auch der Juli schnitt -wenn auch nur mit einem leichten- Plus bei der Temperaturabweichung ab. 18.6°C im Mittel entsprachen 0.5 K über dem 30jährigen Durchschnitt. Während 1. und 3. Dekade bei den Maximumwerten 3.2 bzw. 2.5 K zu kalt ausfielen, riss die 2. mit ihrer Hitzwelle und einer Abweichung von 4.7 K alles wieder heraus. Der 16. brach zudem Rekorde. So betrug das Maximum 36.8°C, so heiß wie seit Messbeginn vor über 60 Jahren in einem Juli noch nicht. Auch das Tagesmittel war mit 30.3°C noch heißer als am 21.06.2000. Gleichzeitig gab es eine Tropennacht mit 23.4°C. Niederschlag fiel auch im Juli reichlich. Insgesamt 109 mm also 23 mm mehr als gewöhnlich. Am meisten fiel dabei bei einer abendlichen Gewitterfront am 20. ansonsten war der Niederschlag recht gut über den ganzen Monat verteilt. An 7 Tagen trat Blitz und Donner auf. Zwischen den vielen Regenwolken schaffte auch Klärchen ihr Soll nicht ganz. 178 Stunden, das sind 22 zu wenig und fast nur die Hälfte dessen, was uns im letzten Jahr geboten wurde.
August:
Mit einem Mittel von 17.9°C wurde der Durchschnittswert nur noch ganz knapp überschritten. Am wärmsten wurde es am 07. mit 29.5°C, einen heißen Tag gab es also nicht mehr. Dafür wurden am Monatsende unter Kaltlufteinfluss rekordverdächtig frische Nächte registriert. So sank am 30. die Temperatur auf 2.5°C ab, in 5cm über dem Boden trat sogar der erste Bodenfrost auf. Der Niederschlag war wieder einmal sehr ungerecht verteilt. An 10 Tagen traten Gewitter auf, d.h. Orte mit Starkniederschlag und solche die leer ausgingen, lagen nicht selten dicht beieinander. Nur 37 mm und damit die Hälfte des Soll’s kam hier vom Himmel. Die Sonne hielt sich mit 198 Stunden weitestgehend an die Norm. Richtig wolkenlos war es nur am 5. und 6. August.
September:
Mit 12.9°C hatte der September eine negative Abweichung von knapp 1 K aufzuweisen. wurden nicht mehr registriert. Am wärmsten war der 17. mit 24.7°C. Überwiegend bewölktes Wetter lies aber auch nachts noch keinen Bodenfrost zu. Am frischesten war der Morgen des 13. mit 5.3°C, am Boden um 2°C. Niederschlagsmäßig fiel nach dem trockenen August- zumindest um Kamenz- wieder deutlich mehr als üblich. Immerhin 89 mm und damit 33 mm mehr kamen vom Himmel. Die Sonne versteckte sich oft hinter Wolken, nur einige Tage waren wolkenlos und hoben die Stunden auf 135 Stunden an.
Oktober:
Der Oktoberwert von 8.0°C lag sogar um 1.4 K unter dem Mittel. Mit 23 mm fiel nur halb soviel Niederschlag als üblich. Die Sonne hielt sich mit 108 Std. nicht ganz an die Norm. Insgesamt überwogen Hochdrucklagen mit häufigem Nebel und auch schon etlichen Frost-/Bodenfrosttagen.
November:
Auch der November war mit 3.1°C 1 Grad kälter als üblich. Am wärmsten präsentierte sich mit 12°C der 3., am kältesten war es am 28. mit unter -3°C. Zudem war der letzte Herbstmonat extrem niederschlagsreich. 108 mm bedeuten mehr als das doppelte der üblichen Menge. Der höchste tägliche Niederschlag fiel am 11. mit 19 mm, teilweise als Schnee. So wurden in Kamenz am 12. 5 cm Schneedecke gemessen, in unseren höheren Lagen auch 10 cm. Auch in Bezug auf die Sonne machte der November seinem Namen alle Ehre. Nur 33 Stunden –und damit nur die Hälfte des ohnehin schon sonnenscheinarmen Monats- blinzelte sie durch die meist dichte Wolkendecke. Bis zum 17. waren es unter 10 Stunden. An 7 Tagen trat Nebel auf. So gab es die ersten Schneeschauer am 10. abends trat sogar ein recht kräftiges Wintergewitter im Dreieck Kamenz-Bernsdorf-Hoyerswerda auf.
Dezember:
Der Dezember war mit 1.5°C um 0.7 K zu mild. Die Sonne schaffte es auf 62 Stunden, das sind 20 mehr als gewöhnlich. 50 mm Niederschlag waren gegenüber dem langjährigen Mittel 15mm zu wenig. Sturmböen bis 93 km/h und frühlingshafte 13.5°C traten am 07. auf. Während die 1. Dekade um 5 K zu warm ausfiel, gab es in der 2. und 3. Dekade häufig Frost. Auf dem schneelosen Boden drang dieser 30 bis 50cm in die Tiefe ein. Überhaupt war im ganzen Monat keine Schneedecke vorhanden, Weihnachten damit grün/grau, wenigstens schien zeitweise die Sonne.





Jens Tischer
Wetterstation Kamenz


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